50 Prozent

Veröffentlicht auf von Michael Eder

Schade, dass ihn der Mut verlassen hat, es wäre
eine soooo gute Nachricht gewesen. Die Hälfte der Fahrer
im Profiradsport nehme das Blutdoping-Mittel Cera, so wurde der wegen Dopings
gesperrte Bernhard Kohl zitiert, aber da ist er ganz schnell wieder zurückgeradelt.
Habe er nie behauptet, ließ der Österreicher über seinen Anwalt wissen,
diese Einschätzung sei als persönliche Ansicht missverstanden worden,
tatsächlich habe er bloß ein Stimmungsbild wiedergegeben.

   Was immer das bedeutet: Wir lassen uns die gute Nachricht nicht verderben.
Wir gehen, ein wenig verallgemeinernd, ab sofort davon aus,
dass NUR die Hälfte des Pelotons aus Junkies besteht, und das hätten
wir nun wirklich nicht gedacht, 50 Prozent ist ein geradezu phantastischer Wert.
50 Prozent - wenn man das bloß für alle Sportarten behaupten könnte,
und nicht nur, was Doping betrifft.


   Wenn zum Beispiel in einem deutschen Bundesligateam 50 Prozent
der Kicker den Ball über acht Meter so zu spielen in der Lage wären,
dass er einen Mitspieler erreicht, oh wie schön wäre dann der Fußball!
Oder wenn man bei 50 Prozent der Profiboxkämpfe nicht schon vorher wüsste,
wer gewinnt, wie spannend könnte Boxen sein! Oder wenn 50 Prozent der Tänzer
nicht dauergrinsten, wie gern würde man sich mal ein Turnier anschauen!
Wenn 50 Prozent der Hochspringerinnen nicht aussähen wie magersüchtig,
wenn 50 Prozent der Bodybuilder auch ihren Kopf bildeten,
wenn 50 Prozent der Jugendtrainer mit Kindern umgehen könnten -
wie schön könnte der Sport sein! Deshalb, Herr Kohl:
Nur Mut, 50 Prozent ist eine prima Quote. 


November 2008

Veröffentlicht in Glossen

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